SCHAU MIR IN DIE AUGEN KLEINES …………………….. Zu Rene Polleschs Abend gestern an der Volksbühne mit dem großen FABIAN HINRICHS !

Veröffentlicht am | Freitag, den 15.01.10 | Christoph Schlingensief

heinermller-scaled-1000

 
Das Foto zeigt Achim von Paczensky als Heiner Müller in …………. ROCKY DUTSCHKE, 68
(wo am Ende des abends im hintergrund die ´89 abbrannte, und sich danach keiner mehr verbeugt hat, im gegensatz zu gestern abend ….)
 
Auch von mir einen herzlichen glückwunsch an fabian hinrichs und rene und bert und vor allem die volksbühne. da gehe ich nach fast 3 jahren abstinenz mal endlich wieder in das renovierte theater, wo sich rosinski noch bei einer füheren premiere von rene im prater ganz wunderbar erregte, weil er mit wem auch immer den plan ausgeheckt hatte die neu renovierte volksbühne mit plastikvorhängen so zu verhängen, dass – hihihi –  keiner die renovierung sehen könne, was sicher wowereit oder schmitz sicher sehr ärgern würde. na denkste ! ich bin darauf gar nicht in die volksbühne gegangen, weil ich auch dachte, na noch so ne blöde idee. aber gestern muß ich sagen fand ich den gesamten raum , den bert da – ja wie nennt man das ? – hat, überwältigend schön, beruhigend, anmachend und wahrhaftig. hier wurde das alte bernhard schützwort: “der raum überprüft uns und nicht wir den raum”, tatsächlich wirklichkeit. und als dann fabian an diesem riesigen ufokrise – raumschiff hing und in schwindelerregende höhen gezogen wurde, wie er dabei seinen sehnenkörper dabei extrem elegant in verschiedene körperformen brachte, die immerwieder zeigten: ja ! seht her ! cih weiß wie ich aussehe, und ich weiß auch wie unschön , aber authentisch und wirklich es bin, der da auf dem weg ins all ist. und gleichzeitig sagt ihm der raum was alles möglich wäre, läßt ihn aber gleich wieder ganz zart und liebevoll nach unten… und was macht fabian? er legt sich unter die scheinwerfer, bräunt sich, ruht sich aus, fühlt sich vom raum und seinen kräften in geborgenheit gebacht. und all das trotz des immensen drucks , den dieses haus mit seinen durchhalteparolen schon seit ewigkeiten ausübt. die volksbühne hatte immer diesen druck des : ich mach dich fertig,…und ich dachte immer es lag an den angestellten. aber seit gestern abend weiß ich, dass das gebäude gesprochen hat. das gebäude wollte höchstleistung sehen, es wollte, dass etwas passiert, was woanders nicht möglich ist, weil der raum schon so toto und kaputt, so kläglich nach text rufend, nach auflösung bettelnd, alles kleinkocht und funktionalisiert. die volksbühne scheint aber tatsächlich ein lebewesen zu sein, dass er jetzt verstanden hat, dass es auch mal lieb sein muß, dass um die liebe zu denen geht, die da auftreten. und wie der raum dann plötzlich mit fabian hinrichs verschmolzen ist, war ein großer moment, eine wunderbare spielfilmlänge ! und lese ich von zitaten, von auflösung von irgendwem und vorbildern, von glück, dass mnicht so schnell geesprochen wurde, und ich frage mich wieder, warum theaterkritik so wenig chancen hat, einfach mal über die macht des raumes, über die luftballons zu schreiben, die plötzlich am boden feststanden, und dann wie von geisterhand anfingen zur gitarre ihren platz zu verlassen, obwohl das verhältnis zwischen mit helium gefüllten luftballons und dem angehängten gewicht dermaßen stimmte, das die luftballons eigentlich in der luft hätten stehen bleiben können. hier aber flogen sie plötzlich los, und ich habe wirklichb nach dem faden gesucht, nach einem mitspieler in der zuschauerdecke, der den faden bewegt…. es hätte alles sein können, es war plötzlich alles so schwerelos. und ich bin auch froh, wenn dieser funktionalisierungswahn mit  text, bedeutung, einfall und verwertung endlich mal als miese absprache zwischen uns und einem die welt in keinster weise beeinflussenden medium wie theater thematisiert oder besser: erlebbar macht, glaubwürdig und zart. und das schafft rene hier. das ist ganz anders als in zürich, wo das bühnenbild noch soviele möglichkeiten hatte, dass man nicht mehr wußte was die darsteller wohl als erstes als blödsinn entlarven oder benutzen, oder was auch immer.  da war alles und somit auch gar nichts mehr möglich. und auch die glitzenden klamotten haben nichts gebracht. da waren alle noch der meinung es muß so sein wie es eben ist: show über keine show, aber im letzten moment dann doch wieder show… und zumindest wieder ein paar schöne gedanken… noch schneller, noch frapierender als sonst… spielen bis der arzt kommt, bis der text zu ende ist…. und jetzt gestern abend plötzlich: hinrichs, fabian,.. die eltern im publikum. nervös… und der sohn fast nackt, dürr, durchtrainiert und gesundgehungert. kein glitzerstoff konnte täuschen, kein bühnenbild überwältigen. alles war plötzlich reiner raum-körper…raum/zeit/körper…. ich danke sehr! und das buch, das ich auffangen durfte war: “gottfried benn: gehirne” gehören zu den Meisterwerken der deutschen expressionistischen Prosa, sagt die Faz und freut sich, dass die bücher noch so kostengünstig zu haben sind. schön! und was lese ich als erstes als das heftchen in meinen händen gelanet ist ? :”Also: nun liebte er. Er spürte in sich hinein: Das Gefühl. Den Überschwang galt es zu erschaffen gegen das NICHTS….” danke , danke , danke ! an diesem abend stimmte wirklich alles ! Da habe ich richtig Lust bekommen auch mal wieder an die Volksbühne zurückzukehren,… jetzt wo der Raum bemerkt hat, dass er seine Körper auch mal wieder lieben muß…. CS

Comments are closed.

-->